Fachwissen Zahlungsverkehr - SWIFT Grundlagen

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SWIFT (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication) ist ein von Banken gegründetes belgisches Unternehmen, welches für die Übermittlung von elektronischen Informations- bzw. Zahlungsnachrichten zu Finanztransaktionen ein weltweites Kommunikationsnetzwerk (technische Infrastruktur) in standardisierter Form anbietet.


Die tatsächliche Abwicklung bzw. Verrechung eines originären SWIFT Zahlungsauftrages erfolgt jedoch über ein Zahlungsverkehrssystem oder über eine Korrespondenzbank, bei der die beteiligten Finanzinstitute eine Kontoverbindung unterhalten.

Struktureller Aufbau einer SWIFT Nachricht

Block 1

Basic Header Block

Block 2

Application Header Block

Block 3

User Header Block

Block 4

Content Block

Block 5

Trailer Block

Die Deutsche Bundesbank bietet SWIFT als Kommunikationskanal für das TARGET2 (Zahlungsverkehrsabwicklung) und TARGET2 Securities (T2S, Wertpapierabwicklung) Verfahren an.

Dem Beschluss der Europäischen Zentralbank vom 6. Oktober 2009 (EZB/2009/22; 2009/768/EG) über die Bedingungen von TARGET2 EZB zur Folge „nimmt die EZB an TARGET2 teil, um ihre eigenen Zahlungen und die Zahlungen ihrer Kunden in TARGET2 abzuwickeln und über TARGET2 Abwicklungsdienste gegenüber Clearing- oder Abwicklungsstellen, einschließlich solcher mit Sitz oder Zweigstelle außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR), zu erbringen, soweit diese der Überwachung einer zuständigen Behörde unterliegen und der EZB Rat ihren Zugang zu TARGET2 EZB genehmigt hat“ (Zitat).

Als Basis für TARGET2 wird der SWIFT Standard sowie der FIN Y-Copy Service verwendet.

SWIFT Nachrichtenkategorie und deren Bedeutung

MT0xx

System Messages (Systemnachrichten)

MT1xx

Customer Payments & Cheques (Kundenzahlungen)

MT2xx

Financial Institution Transfer (Zahlungen zwischen Kreditinstituten)

MT3xx

Foreign Exchange, Money Markets & Derivatives (Devisen- und Geldhandel, Derivate)

MT4xx

Collections & Cash Letters (Dokumenteninkasso und Kreditbriefe)

MT5xx

Securities Markets (Wertpapiere)

MT6xx

Precious Metals & Syndications (Edelmetallgeschäfte und Konsortialgeschäfte)

MT7xx

Documentary Credits & Guarantees (Dokumentenakkreditive und Garantien)

MT8xx

Travellers Cheques (Reiseschecks)

MT9xx

Cash Management & Customer Status (Zahlungs- und Kundeninformationen)

Ein SWIFT Teilnehmer kann anhand einer eindeutigen 11-stelligen Kennung (Business Identifier Code, sog. BIC) identifiziert werden, wobei die letzten 3 Stellen eine untergeordnete Rolle spielen und lediglich die Filialen (branch code) bezeichnen.

Ein SWIFT Teilnehmerverzeichnis wird in Form eines SWIFT Directory zur Verfügung gestellt und dient dem Routing von SWIFT Nachrichten. Alle erreichbaren Finanzinstitute sind in den verzeichneten Service-Codes entsprechen hinterlegt.

Nicht an SWIFT angeschlossene Teilnehmer lassen sich an der 8 Stelle des BIC (entspricht 2. Stelle des Location Code) anhand einer „1“ erkennen. Diese sogenannten indirekten Teilnehmer können keine Nachrichten senden oder empfangen. Sofern die 8 Stelle BIC ein „0“ aufweist, handelt es sich um eine BIC, die lediglich für Testzwecke genutzt werden kann.

Die Zeitzone für SWIFT Teilnehmer aus den USA lässt sich anhand der 7 Stelle der BIC (entspricht 1. Stelle des Location Code) erkennen. Eine „3“ steht hierbei für eine SWIFT Teilnehmer aus der USA von der Ostküste, eine „6“ für einen SWIFT Teilnehmer aus der USA von der Westküste.

SWIFT Teilnehmer können um untereinander Nachrichten zu signieren auch bilateral individuelle Verschlüsselungsverfahren (Schlüsselverzeichnisse) austauschen.

Der Zugang zum SWIFT Netzwerk - damit auch eine Interbanken Anbindung von Finanzinstituten an die Deutsche Bundesbank - wird entweder über das SWIFT Alliance Gateway oder über ein zugelassenes SWIFT Service Bureau eines externen Dienstleister ermöglicht.

Zum Senden und Empfangen von SWIFT Nachrichten (Nachrichtenausgang/-eingang) setzen Finanzinstitute unterschiedliche Systeme ein, die jedoch letztendlich über einen SWIFT Gateway mit dem SWIFT Netzt verbunden sein müssen und insofern zwischen den Systemen und einer SWIFT nachrichtengenerierenden Anwendung die Nutzung von standardisierten Schnittstellen erfordern.

Seitens SWIFT wird der Erhalt einer Nachricht quittiert. In der Quittung kann ein Akzeptieren der versandten Nachricht mit dem Status ACK (acknowledgement) oder eine Ablehnung der versandten Nachricht mit dem Status NACK (negative acknowledgement) enthalten sein.

SWIFT Abkürzungsverzeichnis

SWIFT Abkürzung

SWIFT Bedeutung

ACK

Acknowledgement (Quittung = Annahme SWIFT Nachricht)

ASI

Separate Schnittstelle (Ancillary System Interface) zur Anbindung von Nebensystemen an TARGET2, basierend auf SWIFTNet (InterAct und FileAct) und XML Messages

BKE

Bilateral Key Exchange (Verfahren des Schlüsselaustausch zwischen zwei SWIFT Kontrahenten)

CUG

Geschlossne Gruppe von SWIFT Teilnehmern (Closed User Group), die bestimmte SWIFT Dienste (z.B. SWIFTNet FIN Y-Copy Service als Zugang zum Zahlungsverkehrsmodul der TARGET2 Gemeinschaftsplattform) nutzen

ISN

Von SWIFT für nach der Weiterleitung in das SWIFT Netz ausgehende Nachrichten vergebene ISN Referenz (input sequence number)

MIR

Message Input Reference für SWIFT Nachrichten

MOR

Message Output Reference für SWIFT Nachrichten

MT

Message Type (3-stelliger SWIFT Nachrichtentyp)

 

Die erste Ziffer gibt die Nachrichtenkategorie, die zweite Ziffer die Nachrichtengruppe und die dritte Ziffer die jeweilige Nachrichtenfunktion an.

MX

SWIFT MX Nachrichtenformate nach Standard ISO 20022 auf Basis von XML Definitionen

NACK

Negative Acknowledgement (Quittung = Ablehnung SWIFT Nachricht)

OSN

Von SWIFT für nach der Weiterleitung in das SWIFT Netz eingehende Nachrichten in Kopfteil vergebene OSN Referenz (output sequence number)

PDE Trailer

Possible Duplicated Emission (Duplikatsprüfung SWIFT Nachricht)

PDM Trailer

Possible Duplicated Message (Duplikatsprüfung SWIFT Nachricht)

SWIFT BIC

Business Identifier Code von den an das SWIFT Netzwerk angeschlossenen Finanzinstituten

SWIFT RMA

SWIFT Relationship Management Application steuert zwecks Verwaltung von Geschäftsbeziehungen zwischen Finanzinstituten, welche Nachrichtentypen zwischen den Anwendern eines SWIFT Dienstes ausgetauscht werden dürfen

SWIFT SAA

Die Nachrichtenschnittstelle SWIFT Alliance Access ermöglicht es dem Anwender seine eigene Anwendungen mit SWIFTNet FIN (MT Nachrichtentypen) und mit den auf MX-basierenden SWIFT Lösungen zu verbinden

SWIFT SAG

SWIFT Alliance Gateway ist ein einheitliches Kommunikationsfenster für den Zugang von Nachrichtenströmen zum SWIFT Netz.

SWIFT Service Bureau

Technische Infrastruktur für Zugangsanbindung an das SWIFT Netz

SWIFTNet

IP basiertes Netzwerk

SWIFTNet Accord

Matching und Fehlerbehandlungslösung für Devisen, Geldmarkt und Derivatbestätigungen

SWIFTNet Browse

Via Internetstandardprotokoll HTTPS gesichertes IP Netz von SWIFT, welches den Anwendern einen Zugriff auf Web-Server ermöglicht, z.B. via Secure IP Network (SIPN) ein SWIFT Zugang zum TARGET2 Informations- und Steuerungsmodul.

SWIFTNet FileAct

Dateitransfer über gesichertes IP Netz von SWIFT für Zahlungsdienstleister zum Austausch von Finanznachrichtendateien (Zahlungsverkehrsinformationen und umfangreiche Berichte) zwischen den Teilnehmern des SWIFTNet.

 

Die Übertragung der Dateien kann im Austausch mit Clearingstellen wie der Deutschen Bundesbank in standarisierten Formaten und Verfahren (z.B. SEPA, EMZ/DTA) oder in proprietären Formaten – sofern sich die die beteiligten Partner hierzu bilateral geeinigt haben - erfolgen.

 

Voraussetzung: Adressierbarkeit über SWIFT Netz im FileAct Service

 

Bei TARGET2 wird beispielweise das Directory mittels FileAct Service über das Secure IP Network (SIPN) von SWIFT transferiert.

SWIFTNet FIN

SWIFT Nachrichtenservice für Zahlungsdienstleister (Financial Messaging) zum Austausch standardisierter MT Nachrichten

SWIFTNet Funds

Funds MX Nachrichten zur effizienten Auftragsverarbeitung/ Abwicklung von Investmentfondsgeschäften (Hedge-, Anlage- und Pensionskassen-Fonds) gemäß ISO 20022 Standard

SWIFTNet InterAct

Interaktiver Nachrichtendienst zum Austausch von Nachrichten zwischen zwei Parteien. Bei TARGET2 beispielsweise um XML Anfragen und Antworten über das SWIFT Secure IP Network (SIPN) an das Informations- und Steuerungsmodul (ICM im Application to Application-Modus; A2A) und für Geschäftsvorgänge der Nebensysteme via Schnittstelle Ancillary System Interface (ASI) zu senden.

SWIFTNet MX

SWIFT Nachrichtenservice für Zahlungsdienstleister zum Austausch von standardisierten MX Nachrichten ab Nov. 2017

TRN

16-stellige alphanumerische Transaction Reference Number (Feld 20) des Senders zur eindeutigen Identifizierung einer über das SWIFT Netzwerk gesendeten SWIFT Nachricht

Y-Copy

Standard Übertragungsart von SWIFT Nachrichten für auf der TARGET2 Gemeinschaftsplattform über das Zahlungsmodul verarbeiteten Zahlungen

SWIFT Standards für künftige MX Nachrichten

MX Dateiidentifizierung

MX Dateibedeutung

acmt.xxx.xxx.xx

Account Management

admi.xxx.xxx.xx

Administration

camt.xxx.xxx.xx

Cash Management

defp.xxx.xxx.xx

Derivatives

pacs.xxx.xxx.xx

Payments Clearing and Settlement

pain.xxx.xxx.xx

Payments Initiation

reda.xxx.xxx.xx

Reference Data

seev.xxx.xxx.xx

Securities Events

semt.xxx.xxx.xx

Securities Management

sese.xxx.xxx.xx

Securities Settlement

setr.xxx.xxx.xx

Securities Trade

trea.xxx.xxx.xx

Treasury

tsmt.xxx.xxx.xx

Trade Services Management

SWIFT Registrierung für TARGET2 Teilnahme

Um für eine TARGET2 Teilnahme die benötigten SWIFT Dienste zu erhalten, ist bei SWIFT über deren Website eine Registrierung anhand eines elektronischen Formulars erforderlich, welches von SWIFT entwickelt und für TARGET2 Anforderungen angepasst wurde.

Beim sogenannten E-Ordering obliegt die Validierung und Genehmigung der Anmeldeanträge der der zuständigen nationalen Zentralbank. Anschließend muss auch der SSP Service Desk (3ZB) seine Zustimmung erteilen. Der vollständige Verfahrensablauf einschließlich der Umsetzung durch SWIFT kann 2 – 5 Wochen andauern.

Sofern der TARGET2 Antragsstellung nicht vorzugsweise über die E-Ordering Funktion von www.swift.com sondern über eine SWIFT Customer Relationship Management Website (www.myswift) erfolgt, sollte die Antragsstellung (speziell das Umsetzungsdatum) auch in Absprache mit der nationalen Zentralbank erfolgen. Dies gilt insbesondere für Änderungen im Bereich der Message Routing Rules (MRR).

SWIFT Authentifizierung für TARGET2 Teilnahme

Direkte PM Teilnehmer benötigen eine SWIFT Relationship Management Application (RMA):

» Für PM Teilnehmer erfolgt die Autorisierung mit TRGTXEPM

» Für HAM Teilnehmer erfolgt die Autorisierung mit TRGTXEHM

» Für Co-Manager von HAM Konten erfolgt die Autorisierung mit TRGTXEPM und TRGTXEHM

» Für Zentralbankkunden erfolgt die Autorisierung mit TRGTXECB

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