Im Bereich des IT-Managements ist die Überwachung der IT-Dienste ein zentrales Element, um die ständige Verfügbarkeit und optimale Leistung der IT-Infrastruktur zu gewährleisten. Die
Überwachungsstrategien lassen sich grundlegend in zwei Kategorien einteilen: Komponentenmonitoring und End-to-End (E2E) Monitoring.
Beide Ansätze spielen eine wichtige Rolle im IT-Ökosystem, indem sie unterschiedliche Perspektiven und Einblicke in die Funktionsweise von IT-Diensten und Anwendungen bieten. Ihre Auswahl und
Implementierung hängen stark von den spezifischen Anforderungen, Zielen und der Architektur der IT-Landschaft ab.
Obwohl Komponenten- und E2E Monitoring unterschiedliche Ansätze darstellen, sind sie nicht gegenseitig ausschließend. Die Integration beider Methoden bietet ein umfassendes Bild der
IT-Infrastruktur und Dienste. Während das Komponentenmonitoring tiefgreifende Einblicke in den Zustand einzelner IT-Elemente bietet, ergänzt das E2E Monitoring diese Informationen, indem es
aufzeigt, wie gut die Komponenten zusammenarbeiten, um die Endbenutzererfahrung zu unterstützen.
In einer gut abgestimmten IT-Überwachungsstrategie ergänzen sich Komponenten- und E2E Monitoring, um nicht nur isolierte Probleme zu identifizieren und zu beheben, sondern auch sicherzustellen,
dass die gesamte IT-Dienstleistung effizient und nach den Erwartungen der Endanwender funktioniert.
Das Komponentenmonitoring fokussiert sich auf die Überwachung individueller IT-Komponenten, wie Server, Netzwerkgeräte, Datenbanken und Anwendungssoftware. Ziel ist es, die Gesundheit, Leistung
und Verfügbarkeit jeder einzelnen Komponente zu überwachen. Dieser Ansatz ermöglicht es IT-Teams, spezifische Probleme innerhalb einer Komponente schnell zu identifizieren und zu beheben.
Zum Beispiel kann das Monitoring eines Web-Servers Informationen über CPU-Auslastung, Speicherverbrauch, Antwortzeiten und Fehlercodes liefern. Durch die detaillierte Überwachung dieser Metriken
können IT-Administratoren Leistungsengpässe oder Ausfälle identifizieren und gezielte Maßnahmen zur Behebung ergreifen.
Im Gegensatz zum Komponentenmonitoring bietet das E2E Monitoring eine ganzheitliche Sicht auf die IT-Dienste aus der Perspektive des Endanwenders. Es misst die Leistung und Verfügbarkeit von
IT-Diensten, indem es die Interaktionen zwischen verschiedenen Komponenten und Systemen überwacht, die zusammenarbeiten, um einen bestimmten Service oder eine Anwendung bereitzustellen. Dieser
Ansatz ist darauf ausgerichtet, die Erfahrung des Endanwenders zu verstehen und sicherzustellen, dass die IT-Dienste wie erwartet funktionieren.
E2E Monitoring nimmt den Weg einer Anfrage durch das gesamte IT-System auf – von der initialen Anfrage eines Benutzers über Front-End-Server, Netzwerke, Back-End-Server und Datenbanken bis hin
zur Lieferung der Antwort an den Benutzer. Es ermöglicht IT-Teams nicht nur zu erkennen, wann und wo Probleme auftreten, sondern auch wie sich diese Probleme auf die Benutzererfahrung auswirken.
Das End-to-End Monitoring nimmt hierbei eine „Top-down“-Perspektive ein, die sich an Geschäftsprozessen orientiert und IT-Services aus der Sicht des Endanwenders bewertet. Es beinhaltet:
- Aktive Simulation komplexer Geschäftsabläufe
- Wahrnehmung der Applikation aus der Sicht des Endanwenders
- Überblick über die gesamte Anwendungsperformance
- Berichterstattung über Verfügbarkeit und Leistung von Geschäftsprozessen
- Prüfung der Einhaltung von Service Levels aus Anwendersicht
Das IT-Service Monitoring konzentriert sich auf spezifische Funktionen und Leistungen von IT-Diensten und kann immer angewandt werden, unabhängig davon, ob die Applikation ein Userinterface
bietet oder nicht. Es umfasst beispielsweise:
- Schnittstellen zu anderen Anwendungen
- Diagnoseseiten
- Dienste der Applikation
Nachteile
- Fehlende Informationen über Abhängigkeiten zwischen verschiedenen Komponenten
- Keine End-to-End Messungen
Im Service Monitoring werden Zustände einzelner Komponenten zu einer Serviceansicht aggregiert, wobei ein „Drill-down“ zur jeweiligen Komponente möglich ist. Es bietet:
- Zusammenfassung von Einzelzuständen von Komponenten zu einer Gesamtsicht
- Darstellung der Beziehungen innerhalb eines Services, standardisiert in der Service Modelling Language
- Vereinfachung der Komplexität durch visuelle Indikatoren (z.B. gelbe Lampe)
- Überwachung und Berichterstattung der Serviceverfügbarkeit
Das Monitoringkonzept für Applikationen basiert auf verschiedenen Kriterien, die sowohl die technischen Aspekte als auch die geschäftlichen Anforderungen umfassen
-
Lokale Anwendung
Anwendungen, die nur auf einzelnen Arbeitsplätzen oder in einem geschlossenen Netzwerk laufen
-
Interne Anwendung (Intranet / Hausnetz)
Anwendungen, die firmenintern über das Intranet oder ein hausinternes Netzwerk genutzt werden
-
Externe Anwendung (Internet)
Anwendungen, die über das Internet zugänglich sind und eventuell auch von außerhalb des Unternehmens genutzt werden können
-
Ausfälle haben keine nennenswerten Folgen
Anwendungen, deren Nichtverfügbarkeit keine signifikanten Auswirkungen hat
-
Ausfälle von wenigen Minuten haben keine nennenswerten Folgen
Anwendungen, bei denen kurzzeitige Ausfälle toleriert werden können
-
Bereits kurze Ausfälle haben gravierende Folgen
Kritische Anwendungen, bei denen selbst kurze Ausfallzeiten schwerwiegende Folgen haben können
z.B.
-
Mo-Fr 07:00 – 18:00 Uhr
Anwendungen, die nur während der normalen Geschäftszeiten verfügbar sein müssen
-
5x24 und Sa. bis 16:00 Uhr
Anwendungen, die fast rund um die Uhr, auch am Samstag bis 16:00 Uhr, verfügbar sein müssen
-
7x24
Anwendungen, die durchgängig ohne Unterbrechung verfügbar sein müssen
-
Anwendung steht monolithisch allein
Anwendungen ohne Abhängigkeiten von anderen Systemen
-
Anwendung greift auf andere Anwendungen zu
Anwendungen, die Daten oder Dienste von anderen Anwendungen benötigen
-
Anwendung stellt Dienste für mindestens eine weitere Anwendung bereit
Anwendungen, die selbst als Dienstanbieter für andere Systeme fungieren
-
Weniger als x Benutzer greifen zeitgleich zu
Anwendungen mit einer geringen Anzahl paralleler Nutzer
-
Weniger als y Benutzer, aber gleich oder mehr als x Benutzer greifen zeitgleich zu
Anwendungen mit einer mittleren Anzahl paralleler Nutzer
-
Gleich oder Mmhr als y Benutzer greifen zeitgleich zu
Anwendungen mit einer hohen Anzahl paralleler Nutzer
-
Gering
Anwendungen, die nicht kritisch für den Geschäftsbetrieb sind
-
Mittel
Anwendungen von moderater Bedeutung für das Unternehmen
-
Hoch
Geschäftskritische Anwendungen, deren Ausfall unmittelbare Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb hat
-
Keine Vorgaben
Anwendungen, für die keine spezifischen Antwortzeitvorgaben existieren.
-
Konkrete Vorgaben durch Auftraggeber
Anwendungen, für die spezifische Antwortzeiten definiert und einzuhalten sind.
Die Maßnahmen im Rahmen des Applikationsmonitorings lassen sich anhand eines mehrstufigen Levels beschreiben, das sich auf den Gesamtscore aus den Bewertungskriterien bezieht. Jedes Level
definiert die erforderlichen Überwachungsmaßnahmen, die für die jeweilige Applikation angewendet werden müssen:
-
Maßnahme: IT-Service Monitoring
Bei Anwendungen, die in diese Kategorie fallen, ist ein grundlegendes IT-Service Monitoring erforderlich. Dies umfasst die Überwachung der Funktionen des Services, wie zum Beispiel
Schnittstellenüberwachung und die Überprüfung der Dienstverfügbarkeit.
-
Maßnahme: IT-Service Monitoring
Auch auf dieser Ebene bleibt das IT-Service Monitoring zentral. Es bezieht sich auf eine intensivere Überwachung der IT-Dienste, die eventuell weitere Aspekte der Anwendung oder zusätzliche
Schnittstellen umfasst.
-
Maßnahme: End-to-End (E2E) Monitoring + IT-Service Monitoring
Für Applikationen, die einen hohen Score erreichen und eine wesentliche Bedeutung für das Unternehmen haben, wird zusätzlich zum IT-Service Monitoring ein End-to-End Monitoring gefordert.
Dies bedeutet, dass nicht nur die technische Funktionalität, sondern auch die Geschäftsprozesse aus Nutzersicht überwacht werden.
-
Maßnahme: End-to-End (E2E) Monitoring + IT-Service Monitoring
Anwendungen mit den höchsten Scores erfordern eine umfassende Überwachung. Neben der technischen Überwachung des IT-Services werden Geschäftsprozesse aktiv simuliert und aus der Perspektive
des Endanwenders bewertet, um eine ganzheitliche Sicht auf die Performance der Anwendung zu gewährleisten.
Hinweis: End-to-End Monitoring setzt voraus, dass die Applikation ein Userinterface bietet, das echten Nutzern dient oder dienen kann. Für eine detaillierte Beschreibung des End-to-End
Monitorings wird auf weitere Dokumente im Abschnitt 3.2 verwiesen.